Schäden von Hochwasser und Starkregen verringern
Das Umweltministerium fördert im Rahmen des Projektes „Klimagefahrenabwehrsystem Blies“ (KLIGAS) den Aufbau eines Frühwarnsystems für Hochwasser- und Starkregenereignisse. Dazu stellt es für die erste Phase des Vorhabens 52.965 Euro bereit. Im Katastrophenschutzzentrum des Landkreises St. Wendel haben Ministerin Petra Berg, Udo Recktenwald, der Landrat von St. Wendel, Sören Meng, der Landrat von Neunkirchen, Andreas Motsch, der Geschäftsbereichsleiter Zentrale Steuerung, Sicherung und Ordnung des Saarpfalz-Kreises, Dirk Schäfer, der Leiter des Katastrophenschutzamtes des Landkreises Sankt Wendel, und Professor Alpaslan Yörük (htw saar) das Projekt vorgestellt.
„Das Pfingsthochwasser hat uns allen vor Augen geführt, welche Gefahren eine Starkregenlage mit sich bringen kann. Wir müssen uns in den kommenden Jahren darauf einstellen, dass Starkregen- und Hochwasserereignisse zunehmen werden, sodass sich Städte und Gemeinden mit geeigneten Maßnahmen darauf einstellen müssen“, sagt Ministerin Berg. „Daher haben wir gemeinsam mit drei Landkreisen das Projekt KLIGAS gestartet und so den Grundstein für ein landesweites Frühwarnsystem gelegt. Ziel des Projektes ist es, frühzeitig vor Gefahrenlagen zu warnen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und so Schäden möglichst gering zu halten.“
Das KLIGAS-Projekt besteht aus drei Stufen. In der ersten Phase bauen die Pilot-Landkreise St. Wendel, Neunkirchen und der Saarpfalz-Kreis eigenständige Frühwarnsysteme auf. Dabei unterstützt sie das Team um Professor Dr. Alpaslan Yörük von der htw saar, das zu Wasserbau und Wasserwirtschaft forscht.
„Unser Katastrophenschutzzentrum ist das erste seiner Art im Saarland und fachlich und technisch optimal aufgestellt. Das unterstreicht die Bedeutung des Katastrophenschutzes in unserem Landkreis und in der Großregion. Das Pilotprojekt wird ein wichtiger Meilenstein sein, um die Sicherheitsarchitektur des Landkreises weiterzuentwickeln“, erklärt Landrat Udo Recktenwald. „Im Rahmen des Projektes wird das Team neuartige Verfahren entwickeln und testen, die bei solchen Systemen bislang noch nicht zum Einsatz kommen. Damit übernimmt das Vorhaben deutschlandweit eine Vorreiterrolle. Wir sind stolz darauf, dass wir mit dem Know-how unseres Katastrophenschutzzentrums einen Beitrag dabei leisten, das Frühwarnsystem zu entwickeln.“
Hierbei kommt die Software Delft-FEWS zum Einsatz, die die vorhandenen Messsysteme und Daten in jedem Landkreis zusammenführt, unter anderem Pegelstände, Radardaten, Niederschlagsmessungen und Messdaten des Landesamtes für Umwelt- und Arbeitsschutz und daraus Warnkriterien ableitet.
In der zweiten Phase des Projektes sollen alle drei Systeme zusammengeführt werden, um ein gemeinsames neuartiges Frühwarnsystem zu entwickeln. Dabei wird die neue Technik auf eine Künstliche Intelligenz (KI) setzen. Das Besondere: Bei den Trainings- und Testdaten handelt es sich nicht nur um Messwerte aus der Vergangenheit, sondern zusätzlich um simulierte Zahlen, die auch die Änderungen durch den Klimawandel berücksichtigen können. Dabei werden mittels echten Einzugsgebietsmodellen viele verschiedene Szenarien zu Hochwasser und Starkregen durchgerechnet, um eine große Datenbasis für die KI zu schaffen. Im Ernstfall kann die KI so anhand dieser Datenlage schnell eine realitätsnahe Prognose zu Überflutungsflächen und Pegelständen erstellen, sodass Einsatzkräfte möglichst früh entsprechende Vorbereitungen treffen können. Dass außerdem nicht nur aus aktuellen Wetterdaten, sondern auch aus mittelfristigen Prognosen des Deutschen Wetterdienstes, die derzeit bei solchen Systemen kaum eine Rolle spielen, Überflutungen vorhergesagt werden können, ist eine weitere Besonderheit, um die Warnung noch weiter „vor“ das Ereignis zu bringen.
„Da Hochwasser vor den Grenzen der Landkreise nicht Halt macht, arbeiten wir hier eng und partnerschaftlich mit den beiden Nachbarlandkreisen und dem Land zusammen. Die sich hierbei ergebenden Synergieeffekte sind ein Gewinn, von dem alle beteiligten Gemeinden beim Hochwasserschutz profitieren werden“, erläutert Landrat Sören Meng. „Die Daten werden uns helfen, früher Schutzmaßnahmen zu ergreifen und Schäden zu minimieren.“
„Wir freuen uns, dass wir bei der Pilotphase zusammen mit St. Wendel und Neunkirchen an der Technik arbeiten können. Die Erfahrungen, die wir in den nächsten Monaten sammeln werden, sind für uns ein wichtiger Schritt, um abzuschätzen, wie sich ein solches System in unseren Gemeinden etablieren lässt“, betont Andreas Motsch. „Wir sind daher auch dankbar für den Erfahrungsaustausch, den es zum einen mit den Nachbarlandkreisen gibt, aber auch mit der Forschungsgruppe um Professor Yörük, die uns mit ihrer fachlichen Expertise zur Seite steht.“
Das gemeinsame System soll im Anschluss als Blaupause dienen, um ein landesweites Frühwarnsystem zu entwickeln. Das Umweltministerium fördert die drei Landkreise in der ersten Projektphase mit jeweils 17.655 Euro. Die Zuwendungsbescheide hat Ministerin Petra Berg beim Termin im Katastrophenschutzzentrum überreicht.
Foto: Ministerin Petra Berg (2.v.r.) übergibt Zuwendungsbescheide an Sören Meng (l.), Landrat von Neunkirchen, Udo Recktenwald (2.v.l.), Landrat von St. Wendel, und Andreas Motsch (r.), Geschäftsbereichsleiter Zentrale Steuerung, Sicherung und Ordnung des Saarpfalz-Kreises, bei der Vorstellung des Projektes „KLIGAS“ im Katastrophenschutzzentrum des Landkreises St. Wendel, MUKMAV/Kathrin Hinsberger
Dies ist eine Pressemeldung des Umweltministeriums.